Das Leben verläuft selten gleichmässig, harmonisch, sanft. Es gibt ruhige, friedliche Phasen, in denen alles stabil, berechenbar und vorhersagbar ist, du weisst morgens, wie dein Tag aussehen wird, und dann gibt es plötzlich, unerwartet Zeiten des tiefen Umbruchs, der radikalen Veränderung, der massiv erhöhten Anforderungen, die über dir zusammenschlagen wie Wellen. Diese unvermeidbaren Übergangsphasen sind natürlich, menschlich und absolut notwendig für dein persönliches Wachstum, deine Entwicklung, aber sie sind gleichzeitig genau die gefährlichen Zeiten, in denen dein Burnout-Risiko dramatisch, exponentiell steigt, oft ohne dass du es bemerkst. Vielleicht durchlebst du gerade genau so eine herausfordernde, überwältigende Phase: Der neue, anspruchsvolle Job fordert absolut alles von dir, jede Minute, jede Unze Energie, die Kinder brauchen plötzlich mehr Aufmerksamkeit, mehr Präsenz, oder du pflegst aufopferungsvoll kranke, schwächer werdende Eltern, siehst sie leiden. Plötzlich, wie aus dem Nichts, funktionieren deine bisher so verlässlichen, gewohnten Bewältigungsstrategien nicht mehr, greifen ins Leere, und du fühlst dich völlig überwältigt, hilflos von den multiplen, unerbittlichen Anforderungen, die von allen Seiten auf dich einprasseln. Das tiefe Wissen um diese riskanten, kritischen Lebensphasen kann dich vor dem drohenden Sturz bewahren, kann dich retten, nicht indem du diese Phasen künstlich vermeidest, denn das ist unmöglich, sondern indem du dich bewusst, klug, vorausschauend schützt.
Inhaltsverzeichnis
Die klassischen Hochrisiko-Phasen
Bestimmte, wiederkehrende Lebensphasen tauchen immer wieder auf, mit bemerkenswerter Regelmässigkeit, wenn erschöpfte Menschen in meiner Praxis über ihre Burnout-Erfahrungen sprechen, wenn sie erzählen, wann es begann. Das sind keine zufälligen Koinzidenzen, kein Pech, sondern systemische, strukturelle Herausforderungen unserer modernen Gesellschaft und unserer beschleunigten Lebensweise. Die allererste grosse Risikophase ist der oft unterschätzte Übergang von der geschützten Ausbildung ins raue, fordernde Berufsleben, dieser Sprung ins kalte Wasser. Nach Jahren der strukturierten, planbaren Lernzeit, in der Fehler erlaubt, sogar erwünscht waren, stehst du plötzlich, ohne Vorbereitung, mitten in der gnadenlosen Arbeitswelt und musst unter Beweis stellen, täglich beweisen, dass du wertvoll bist, dass die Einstellung keine Fehlinvestition war. Der Leistungsdruck steigt dramatisch, schlagartig, gleichzeitig fehlen oft die vertrauten sozialen Strukturen der Uni oder Ausbildung, die dich getragen haben. Du willst unbedingt einen guten, bleibenden Eindruck hinterlassen, nicht auffallen durch Schwäche, und neigst gefährlich dazu, viel zu viel zu übernehmen, nie Nein zu sagen.
Eine weitere besonders kritische, hochriskante Phase liegt typischerweise zwischen 30 und 40 Jahren, die intensive Zeit der sogenannten grossen Entscheidungen, die dein Leben prägen. Karriere zügig aufbauen, Familie gründen, Immobilien kaufen, Eltern werden, finanziell abgesichert sein, oft geschieht plötzlich alles gleichzeitig, überlappend, in diesen wenigen, verdichteten Jahren. Deine begrenzte Energie wird gnadenlos in alle Richtungen gezogen, zerrissen, während die gesellschaftlichen Erwartungen an beruflichen Erfolg und private Perfektion, an das perfekte Leben ihren Höhepunkt, ihr Maximum erreichen. Du versuchst verzweifelt, krampfhaft, in wirklich allen Bereichen gleichzeitig zu glänzen, zu brillieren, niemanden zu enttäuschen, und merkst gar nicht, wie sich die schleichende Überforderung, die chronische Erschöpfung langsam, unbemerkt wie Gift aufbaut.
Die sogenannte Lebensmitte, etwa zwischen 40 und 50 Jahren, bringt dann wieder ganz andere, tiefere, existenziellere Herausforderungen mit sich, die nicht weniger belastend sind. Hier tauchen oft quälende existenzielle Fragen auf, die dich nachts wach halten: "Ist das jetzt alles gewesen? Was ist überhaupt der wahre Sinn meines Lebens? Habe ich die richtigen Entscheidungen getroffen oder mein Leben verschwendet?" Gleichzeitig steigen paradoxerweise oft gerade jetzt die beruflichen Verantwortungen weiter, Führungsaufgaben kommen hinzu, die Kinder werden zu herausfordernden Teenagern oder verlassen das Haus, was schmerzt, und die eigenen, alternden Eltern brauchen zunehmend mehr Unterstützung, mehr Pflege, mehr Zeit. Diese erschöpfte Sandwich-Generation ist besonders stark gefährdet, extrem verwundbar, weil sie die schwere Verantwortung für zwei verschiedene Generationen gleichzeitig trägt, für Kinder und Eltern, und dabei systematisch, konsequent ihre eigenen elementaren Bedürfnisse vernachlässigt, ignoriert, als unwichtig abtut.
Berufseinstieg und Karrierewechsel
Der erste Einstieg ins reale Berufsleben ist oft, für sehr viele Menschen, eine der allerstressreichsten, intensivsten Phasen des gesamten Lebens, wird aber merkwürdigerweise gesellschaftlich als völlig normal, als Selbstverständlichkeit abgetan, als ob jeder damit problemlos klarkommen müsste. Du kommst aus einer geschützten, unterstützenden Umgebung, in der Lernen, Wachsen, Ausprobieren im Vordergrund standen, Fehler Teil des Prozesses waren, in eine völlig andere, harte Welt, in der plötzlich nur Leistung, messbare Resultate, Produktivität zählen, in der du funktionieren musst. Plötzlich, schlagartig ist jeder deiner Fehler sichtbar für alle, potentiell peinlich, jede kleine Unsicherheit könnte gefährlich als mangelnde Kompetenz ausgelegt werden, als Beweis, dass du nicht gut genug bist. Der immense Druck, schnell, sehr schnell zu lernen, dich einzuarbeiten und gleichzeitig permanent zu beweisen, zu demonstrieren, dass du die absolut richtige Wahl warst, dass man sich nicht getäuscht hat, kann absolut überwältigend, lähmend sein.
Besonders gefährlich, wirklich toxisch ist die weit verbreitete Tendenz, in den ersten, prägenden Berufsjahren überhaupt keine gesunden Grenzen zu setzen, keine Selbstfürsorge zu praktizieren. Du sagst automatisch Ja zu allem, zu jeder Aufgabe, jedem Projekt, arbeitest systematisch länger als nötig, länger als alle anderen, und bringst regelmässig Arbeit mit nach Hause, opferst deine Wochenenden, nur um allen zu zeigen, wie unglaublich engagiert, wie unverzichtbar du bist. Diese destruktiven Muster, diese ungesunden Verhaltensweisen, die du unbewusst in den ersten prägenden Jahren etablierst, können sich gefährlich über Jahrzehnte, dein ganzes Berufsleben hinziehen, manifestieren und zu chronischer, nie endender Überlastung führen. Gleichzeitig fehlen dir oft noch die notwendige Erfahrung, die Reife und das stabile Selbstvertrauen, um klar zu erkennen, zu unterscheiden, welche Anforderungen wirklich angemessen, vertretbar sind und welche definitiv nicht, wo Ausbeutung beginnt.
Karrierewechsel in späteren Lebensphasen, mit 35, 40, 45 Jahren, bringen ganz andere, nicht minder schwierige Risiken mit sich, eine andere Art von Stress. Du verlässt mutig eine vertraute Umgebung, in der du endlich kompetent, anerkannt und etabliert warst, wo alle deinen Wert kannten, und beginnst plötzlich wieder völlig von vorne als unsicherer Neuling, als Anfänger, obwohl du eigentlich schon erfahren bist. Das kann durchaus befreiend, aufregend sein, ein Neuanfang, ist aber gleichzeitig tief destabilisierend, verunsichernd, du verlierst deine Identität. Dazu kommt oft massiver finanzieller Druck, eine Familie zu versorgen, Rechnungen zu bezahlen, während du beruflich, fachlich wieder bei null anfängst, weniger verdienst. Die explosive Kombination aus völlig neuen, unbekannten Herausforderungen und weiterhin bestehenden, drängenden Verpflichtungen kann erschreckend schnell zur totalen Überlastung führen, besonders gefährlich wenn du verzweifelt versuchst, den schwierigen Übergang absolut perfekt, fehlerlos zu meistern, allen zu beweisen, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast.
Familiengründung und Lebensmitte
Die Gründung einer eigenen Familie ist wohl, das sagen die meisten, eine der allerschönsten, bedeutungsvollsten und gleichzeitig, paradoxerweise, eine der absolut anspruchsvollsten, kräftezehrendsten Lebensphasen überhaupt. Mit der dramatischen Geburt eines Kindes ändert sich nicht nur dein gesamter, bisher verlässlicher Alltag fundamental, radikal, sondern deine komplette Identität, dein Selbstbild wird erschüttert, neu definiert. Du bist plötzlich nicht mehr nur du selbst, nicht mehr die Person, die du jahrelang warst, sondern auch Mutter oder Vater, eine völlig neue, überwältigende Rolle, für die es kein Training, keine Ausbildung, keine Vorbereitung gibt und in der du permanent, Tag und Nacht das quälende Gefühl hast, einfach nicht gut genug zu sein, zu versagen. Der chronische, zermürbende Schlafmangel, die massiv veränderten Beziehungsdynamiken mit deinem Partner, der auch leidet, und die ständige, nie endende Sorge um ein völlig hilfloses, von dir abhängiges Wesen können selbst die vorher stabilsten, stärksten Menschen sehr schnell an ihre absoluten Grenzen bringen, sie brechen lassen.
Besonders stark gefährdet, besonders verwundbar sind Menschen, die verzweifelt, krampfhaft versuchen, weiterhin in wirklich allen anderen Lebensbereichen absolut perfekt zu funktionieren, nichts aufzugeben, keine Abstriche zu machen. Du willst trotz Baby, trotz Erschöpfung eine liebevolle, geduldige, attraktive Partnerin sein, beruflich auf keinen Fall zurückstecken, deine Karriere nicht gefährden, das Haus immer sauber, ordentlich halten wie früher und dich selbst, deine Bedürfnisse, deine Gesundheit nicht vernachlässigen, weiter Sport machen. Diese völlig unrealistischen, überzogenen, geradezu unmenschlichen Erwartungen an dich selbst führen fast zwangsläufig, unvermeidlich in die totale Erschöpfung, in den Zusammenbruch. Hinzu kommt sehr oft die schmerzhafte soziale Isolation, das Gefühl, abgeschnitten zu sein, neue Eltern verlieren häufig, fast automatisch den wertvollen Kontakt zu ihrem bisherigen sozialen Umfeld, zu Freunden ohne Kinder, und fühlen sich völlig allein, unverstanden mit ihrer überwältigenden Überforderung, ihrer Verzweiflung.
Die oft unterschätzte Lebensmitte bringt dann wieder andere, ganz andere, aber absolut nicht weniger herausfordernde, belastende Aspekte mit sich. Hier kulminieren, verdichten sich oft gefährlich die massiven Anforderungen aus völlig verschiedenen, konkurrierenden Lebensbereichen gleichzeitig: Die Karriere erreicht einen kritischen Punkt, an dem plötzlich deutlich mehr Verantwortung, mehr Entscheidungsmacht und anspruchsvolle Führungsaufgaben dazukommen, mehr erwartet wird. Die Kinder entwickeln sich zu herausfordernden, rebellischen Teenagern mit eigenen komplexen, schwierigen Bedürfnissen, die dich brauchen, aber ablehnen. Die eigenen, geliebten Eltern altern sichtbar, werden gebrechlich und brauchen zunehmend mehr praktische Unterstützung, mehr emotionalen Beistand, mehr Zeit. Gleichzeitig, wie aus dem Nichts, beginnen quälende existenzielle Fragen zu nagen, dich nachts wachzuhalten: "Was bleibt am Ende wirklich von mir? Was ist mein echtes Vermächtnis? Habe ich mein kostbares Leben verschwendet für die falschen Dinge?" Diese tiefe, erschütternde Sinnkrise kann zusätzlich zu all den praktischen, konkreten Belastungen eine tiefe, dunkle Erschöpfung auslösen, die anders ist, existenzieller.
Pflege und Mehrfachbelastung
Eine der am meisten unterschätztesten, aber gleichzeitig gefährlichsten, zerstörerischsten Burnout-Situationen entsteht schleichend, fast unmerklich, wenn du plötzlich schwere Pflegeverantwortung für nahestehende Angehörige übernimmst, die dich brauchen. Ob es sich um deine kranken, hilfebedürftigen Eltern handelt, ein behindertes Kind, das ständige Betreuung braucht, oder einen pflegebedürftigen Partner nach einem Unfall, diese immense Verantwortung ist emotional tief belastend, physisch erschöpfend und oft auch finanziell, existenziell extrem belastend, ein Kraftakt. Anders als bei vielen anderen Herausforderungen, die du meisterst und abhakst, gibt es hier oft kein wirklich absehbares Ende, keine Aussicht auf Besserung, keine echten Erfolgserlebnisse, die dich motivieren, und erschreckend wenig gesellschaftliche Anerkennung, Wertschätzung für deine aufopferungsvolle Leistung, dein tägliches Opfer.
Die gefürchtete Mehrfachbelastung ist besonders tückisch, heimtückisch, weil sie so schleichend, fast unbemerkt zunimmt, wächst, bis du nicht mehr atmen kannst. Zuerst hilfst du nur gelegentlich, sporadisch, ein Besuch hier, eine Besorgung dort, dann immer öfter, regelmässiger, bis du plötzlich, überraschend die komplette Hauptverantwortung trägst, alles an dir hängt, ohne dass es jemals eine bewusste, ausgesprochene Entscheidung gab, ohne dass du zugestimmt hast. Gleichzeitig laufen unbarmherzig alle anderen fordernden Lebensbereiche unverändert weiter: der anspruchsvolle Job, der Geld bringt, die eigene, vernachlässigte Familie, die Partner und Kinder, die dich auch brauchen, die endlose Haushaltsführung, die Rechnungen. Du fühlst dich grausam zerrissen zwischen verschiedenen, konkurrierenden Bedürfnissen, allen Seiten, und hast permanent das quälende Gefühl, wirklich niemandem gerecht zu werden, alle zu enttäuschen, weder den geliebten Menschen, die dringend deine Pflege, deine Zeit brauchen, noch deiner eigenen, leidenden Familie oder dir selbst, die du völlig vergisst.
Besonders schwer belastend, manchmal unerträglich ist die tiefe emotionale Dimension der Pflege, die unsichtbare Last. Du siehst jeden Tag geliebte, vertraute Menschen leiden, Schmerzen haben, immer schwächer werden, verfallen oder sich fundamental verändern, nicht mehr sie selbst sein. Du triffst ständig schwierige, unmögliche Entscheidungen über ihr Leben, ihre Behandlung, ihre Würde und fühlst dich danach schuldig, zerrissen, wenn du auch nur kurz, flüchtig an deine eigenen berechtigten Bedürfnisse denkst, an eine Pause, an Erholung. Diese immense, unsichtbare emotionale Last wiegt oft sehr viel schwerer, drückender als alle praktischen Anforderungen, all die Termine und Medikamente, und kann zu einer tiefen, dunklen Erschöpfung führen, die sehr lange anhält, dich verändert, auch noch lange nachdem die belastende Pflegesituation endlich beendet ist, nach dem Tod.
Unvorhergesehene Lebenskrisen
Manche Risikophasen kann man nicht vorhersehen oder planen. Krankheit, Arbeitslosigkeit, Scheidung, Todesfall, Unfall - solche Ereignisse können dein Leben von einem Tag auf den anderen aus der Bahn werfen. Das Besondere an unvorhergesehenen Krisen ist, dass sie nicht nur neue Herausforderungen bringen, sondern gleichzeitig deine gewohnten Ressourcen und Bewältigungsstrategien bedrohen. Du brauchst mehr Unterstützung als normalerweise, aber hast weniger Energie und Möglichkeiten, sie zu organisieren.
In Krisensituationen neigen viele Menschen dazu, in den "Überlebensmodus" zu schalten. Du funktionierst, machst was nötig ist, stellst deine eigenen Bedürfnisse völlig zurück und denkst: "Das ist nur vorübergehend, danach kann ich mich wieder um mich kümmern." Das Problem ist, dass Krisen oft länger dauern als erwartet und dass der Überlebensmodus nicht nachhaltig ist. Wenn du monatelang nur funktionierst, ohne dich zu regenerieren, ist das Burnout fast unvermeidlich.
Besonders tückisch sind multiple Krisen, die sich überlappen. Du hast gerade begonnen, dich von einem Ereignis zu erholen, da trifft dich das nächste. Oder mehrere Krisen geschehen gleichzeitig: Der Job wird gekündigt, während die Ehe kriselt und ein Elternteil erkrankt. In solchen Situationen kann selbst ein normalerweise sehr resilientes System zusammenbrechen. Es ist wichtig zu verstehen, dass das nicht deine Schwäche ist, sondern eine normale Reaktion auf abnormale Umstände.
Warum Übergänge so herausfordernd sind
Alle riskanten Lebensphasen haben etwas gemeinsam: Sie beinhalten Übergänge. Du verlässt eine bekannte Rolle, Identität oder Lebensweise und entwickelst eine neue. Dieser Prozess ist psychologisch fundamental herausfordernd, weil Menschen Stabilität und Vorhersagbarkeit brauchen, um sich sicher zu fühlen. Übergänge destabilisieren dein Selbstbild und deine Routinen, während sie gleichzeitig neue Fähigkeiten und Anpassungen erfordern.
Der Übergang erfolgt typischerweise in drei Phasen: Das Ende des Alten, eine Zeit der Verwirrung und Unsicherheit, und schliesslich die Etablierung des Neuen. Die mittlere Phase ist besonders kritisch - du hast die alten Sicherheiten verloren, aber die neuen noch nicht aufgebaut. In dieser Zeit bist du besonders verletzlich für Überforderung, weil du mehr Energie brauchst als normalerweise, aber weniger Ressourcen zur Verfügung hast.
Hinzu kommt, dass Übergänge oft mit erhöhten Erwartungen einhergehen - von dir selbst und von anderen. Wenn du ein Baby bekommst, sollst du nicht nur die praktischen Aspekte meistern, sondern auch "natürlich" in deine Elternrolle hineinwachsen. Bei einem Jobwechsel wird erwartet, dass du schnell produktiv wirst und dich nahtlos einfügst. Diese Erwartungen ignorieren die natürliche Lernkurve und den emotionalen Prozess, der nötig ist, um sich in neuen Rollen zu etablieren.
Schutzstrategien für riskante Zeiten
Das tiefe, bewusste Wissen um riskante, gefährdete Lebensphasen ist der allererste, unentbehrliche Schritt zum wirksamen Schutz, zur Prävention. Wenn du wirklich weisst, verstehst, dass eine herausfordernde, fordernde Zeit unweigerlich bevorsteht oder bereits, schleichend begonnen hat, kannst du rechtzeitig, proaktiv bewusste Vorsichtsmassnahmen treffen, dich wappnen, statt blind hineinzustolpern. Die allerwichtigste, fundamentalste Massnahme ist, deine oft viel zu hohen, unrealistischen Erwartungen an dich selbst deutlich zu senken, herunterzuschrauben. Das ist nicht Resignation, nicht Aufgeben, nicht Schwäche, sondern gesunder Realismus, Selbstschutz, Weisheit. Wenn du gerade Mutter geworden bist, ist es vollkommen okay, normal, menschlich, wenn das Haus unordentlich, chaotisch ist, wenn nicht gekocht wird. Wenn du einen neuen, anspruchsvollen Job beginnst, musst du nicht sofort, ab Tag eins Überstunden machen, dich aufopfern, um allen verzweifelt zu beweisen, wie unglaublich engagiert, wie unverzichtbar du bist, du darfst lernen.
Reduziere bewusst, strategisch zusätzliche Verpflichtungen, Aktivitäten und Projekte während intensiver Übergangsphasen, sei konsequent. Das zeitaufwendige Ehrenamt kann warten, ein paar Monate pausieren, die Weiterbildung, die du dir vorgenommen hast, kann verschoben werden auf später, die perfekte, aufwendige Geburtstagsfeier für dein Kind muss nicht sein, eine einfache reicht. Diese bewusste Reduktion, diese Entlastung ist temporär, vorübergehend, nicht für immer, sobald du dich endlich in deiner neuen, herausfordernden Situation stabilisiert hast, wieder Boden unter den Füssen spürst, kannst du schrittweise wieder mehr übernehmen, mehr Verantwortung tragen. Aber gerade während des akuten Übergangs, in der Krise, ist weniger meist mehr, Reduktion wirkt dann wie eine Form von Heilung.
Investiere ganz bewusst extra Zeit, Aufmerksamkeit und Ressourcen in deine elementaren Grundbedürfnisse, die Basis: ausreichend, erholsamer Schlaf, regelmässige, nahrhafte Mahlzeiten, ein absolutes Minimum an Bewegung, frischer Luft und echten sozialen Kontakten, die dir guttun. Diese scheinbar simplen Basics, diese Selbstverständlichkeiten sind in stressigen, überwältigenden Zeiten oft die allerersten Opfer, die ersten Dinge, die du streichst, vernachlässigst, aber sie sind gerade dann, paradoxerweise, besonders wichtig, überlebenswichtig. Dein Körper und deine erschöpfte Psyche brauchen dringend diese stabile Grundversorgung, dieses Fundament, um überhaupt mit den zusätzlichen, massiven Anforderungen fertig zu werden, um nicht zusammenzubrechen. Behandle Selbstfürsorge, diese Basics nicht als optionalen Luxus, als Wellness, sondern als absolute medizinische Notwendigkeit, als Medizin, als Überlebensstrategie.
Riskante Lebensphasen sind nicht Zeiten des Scheiterns, sondern Zeiten des Wachstums. Sie erfordern nicht perfekte Leistung, sondern bewusste Selbstfürsorge und den Mut, um Hilfe zu bitten, wenn du sie brauchst.
Veränderung beginnt mit dem ersten Schritt
und mit dem richtigen Begleiter an Deiner Seite könnte sie natürlicher werden, als Du denkst.
In herausfordernden Lebensphasen
Wenn Du Dich in einer schwierigen Lebensphase befindest und Unterstützung brauchst, findest Du hier
Bei akuten Krisen
Wenn die Belastung gerade besonders hoch ist und Du schnelle Hilfe brauchst, findest Du hier
Das Leben in riskanten Phasen ist wie Bergsteigen in schwierigem Gelände - es erfordert besondere Vorsicht, die richtige Ausrüstung und manchmal die Bereitschaft, langsamer zu gehen als geplant. Es bedeutet nicht, dass du schwächer bist oder weniger leisten kannst als andere. Es bedeutet, dass du klug genug bist zu erkennen, wann besondere Umsicht geboten ist. Menschen, die ihre riskanten Lebensphasen erfolgreich bewältigen, sind oft nicht die, die alles perfekt gemeistert haben, sondern die, die rechtzeitig erkannt haben, wann sie ihren Notfall-Plan aktivieren müssen. Sie haben gelernt, dass Stärke manchmal bedeutet, Schwäche zuzugeben, und dass Erfolg manchmal bedeutet, temporär weniger zu schaffen, um langfristig mehr zu ermöglichen. Mit den richtigen Präventionsstrategien können auch die herausforderndsten Lebensphasen zu Zeiten des Wachstums und der Selbstentdeckung werden. Bei Fragen zur professionellen Begleitung in Lebenskrisen bin ich gerne für dich da.
Häufig gestellte Fragen zu riskanten Lebensphasen
Besonders riskante Phasen sind: Berufseinstieg und Karrierewechsel, Familiengründung und kleine Kinder, Lebensmitte und Sinnkrisen, Pflegeverantwortung für Angehörige, grosse Lebensereignisse wie Umzug oder Scheidung, und Übergänge wie Pensionierung. In diesen Phasen steigen Anforderungen bei oft reduzierten Ressourcen.
Übergänge destabilisieren gewohnte Routinen und Identitäten. Du lernst neue Rollen, während alte Sicherheiten wegfallen. Gleichzeitig steigen oft die Erwartungen - von dir selbst und anderen. Deine gewohnten Bewältigungsstrategien funktionieren möglicherweise nicht mehr, während du noch keine neuen entwickelt hast.
Senke bewusst deine Erwartungen an dich selbst, bitte früher und öfter um Hilfe, reduziere zusätzliche Verpflichtungen, investiere extra Zeit in Selbstfürsorge, kommuniziere offen über deine Belastungen und akzeptiere, dass Übergangsphasen herausfordernd und temporär sind.
Warnsignale sind: Du fühlst dich ständig hetzig und gestresst, vernachlässigst wichtige Selbstfürsorge-Aktivitäten, hast häufiger Konflikte in Beziehungen, fühlst dich isoliert oder unverstanden, zweifelst stark an deinen Fähigkeiten oder hast körperliche Symptome wie Schlafprobleme oder Kopfschmerzen.
Stoppe zusätzliche Verpflichtungen, aktiviere dein Support-Netzwerk, reduziere Perfektionsansprüche, suche dir professionelle Hilfe wenn nötig, und erinnere dich daran: Diese Phase ist vorübergehend. Oft ist es besser, temporär weniger zu schaffen als dauerhaft auszubrennen.
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